IWW-Geschichte

Die Anfänge des IWW

von Dr. Klaus Mielke, Nordkirchen

Der Anfang von allem war eine Zeitschrift mit dem etwas sperrigen Titel: Steuererfahrungsaustausch Kraftfahrzeuggewerbe (abgekürzt StEA).

Die beiden Gesellschafter des späteren IWW, Dr. Klaus Mielke und Karl Otto Weltersbach, waren Freunde, die sich aus ihrem Hauptberuf als Dozenten an der damaligen Landesfinanzschule NW kannten. Aus ihrer Berufstätigkeit und aus vielen Fachvorträgen vor Angehörigen der Automobilbranche kannten sie die besonderen Steuerprobleme dieser Branche.

Karl Otto Weltersbach hatte besonders gute Kontakte zum ZdK, dem Zentralverband des Kfz-Gewerbes, und veranstaltete für diesen Verband auch Steuerseminare, in denen die branchentypischen Rechts- und Steuerprobleme abgehandelt wurden. Er griff eines Tages den Vorschlag des Verbandes auf, die Autohändler und ihre Steuerberater durch eine regelmäßige, möglichst monatliche, Publikation über alle aktuellen Steuerfragen, insbesondere zu der umsatzsteuerlich richtigen Abwicklung des Autoverkaufs mit Inzahlungnahme eines Gebrauchtwagens, zu informieren.

Es sollte keine Fachzeitschrift der üblichen Art werden, die für Laien kaum oder nicht verständliche Texte enthielt, sondern als Informationsbrief ausgestaltet werden. Die Leser sollten nicht mit Text zugeschüttet werden. Die für die Branche wirklich wichtigen Informationen sollten herausgefiltert und mit so wenig Textaufwand als möglich vermittelt werden. Die schriftliche Darstellung sollte sich am „gesprochenen Wort“ orientieren.

Jeder, der Fachvorträge vor Publikum hält, weiß, dass bestimmte Regeln eingehalten werden müssen, um vom Publikum verstanden und damit auch akzeptiert zu werden: Kurze Sätze gehören dazu, anschauliche Beispiele, auch Wiederholungen wichtiger Aussagen. Man sollte so schreiben, wie man spricht.

Der Informationsdienst sollte auch in seiner Gestaltung bewusst einfach gehalten sein und sich so von den üblichen Druckerzeugnissen absetzen. Er hatte 16 Seiten Schreibmaschinentext im DIN-A4 Format. Die Seiten waren einseitig beschrieben mit breitem Rand für Notizen. Jede Seite war rechts oben mit einem Stichwort ausgestattet, um das Ablegen zu ermöglichen. Das Inhaltsverzeichnis war auf Seite eins vorangestellt. Das Deckblatt hatte eine eineinhalb Zentimeter breite rote Umrahmung, Mitte oben der ausgeschriebene Titel, darunter Jahrgang und Ausgabe. Der Brief wurde mit Klammern geheftet. Der Preis pro Ausgabe betrug 12 DM, im Jahresabo 144 DM. Der Bezug war nur im Jahresabo mit 3-monatiger Kündigung möglich. Der Abopreis sollte so hoch sein, um den Wert der Information zu unterstreichen. Ganz wichtig: Im Produkt gab es keinerlei Werbung.

Karl Otto Weltersbach hatte über den ZdK Kontakte zu den beiden großen Verlagen der Branche. Das waren einmal der Bartsch Verlag in München mit dem „Autohaus“ und zum anderen der Vogel Verlag in Würzburg mit dem „Kraftfahrzeugbetrieb“. Bartsch winkte ab und Vogel griff zu. Der Geschäftsführer Dr. Fischer war fasziniert von dem Gedanken, eine Zeitschrift zu machen, die sich frei von Werbung nur über Abos finanzierte.

Wir vereinbarten keine Tests im Markt, um die Konkurrenz nicht aufzustöbern, sondern einen Start mit der ersten Ausgabe im April 1974. So geschah es dann auch.

Im Verhältnis zum Vogel Verlag traten Dr. Mielke und Weltersbach zunächst als GbR auf. Im Verhältnis zueinander war es so, dass Dr. Mielke die Verantwortung für die Produktion dieser und aller weiteren Zeitschriften hatte und Weltersbach zuständig war für das Marketing.

Das Konzept dieses Informationsdienstes war so erfolgreich, dass in den nächsten Jahren eine ganze Reihe von Zeitschriften folgte: So z. B. der „Finanz- und Steuerratgeber Baugewerbe“ in Zusammenarbeit mit dem Müller Verlag in Köln und dem Zentralverband des Baugewerbes, die „Gebrauchtwagenpraxis“ mit dem Vogel Verlag in Würzburg, der „Ärzte-Wirtschaftsdienst“ zusammen mit der Firma Cascan in Wiesbaden mit einer Auflage von 50.000 monatlich, der „Apotheker-Berater“ mit der Firma Thomae in Biberach, der „Wirtschaftsdienst für Versicherungs- und Bausparkaufleute“, und der „Zahnärzte-Wirtschaftsdienst“, wieder in Zusammenarbeit mit dem Vogel Verlag.

In den achtziger Jahren kamen schwerpunktmäßig von der Pharma-Industrie gesponserte Zeitschriften und Informationsdienste hinzu: „Die KV-Abrechnung“, eine von der Firma Knoll gesponserte Zeitschrift mit Abrechnungsthemen; „beraten und verkaufen“, eine Zeitschrift von Thomae für Apotheker, „Arztpraxis und Patient“, eine Zeitschrift zum Thema Compliance von Rentschler. Daneben gab es eine Vielzahl von uns sogenannten „Lettern“, die jeweils aus einem Doppelblatt DIN-A4 bestanden mit einer ganzseitigen Anzeige und drei Seiten Text, die monatlich an verschiedene Facharztgruppen versendet wurden.

In den neunziger Jahren wurden für die neue Zielgruppe Steuerberater die Zeitschriften „Gestaltende Steuerberatung“ und „Erbfolgebesteuerung“, später „Praxis Internationale Steuerberatung“ und „Kanzleiführung professionell“ erfolgreich eingeführt.

Weil die GbR als Rechtsform für diese umfangreiche Zeitschriftenproduktion nicht geeignet war, gründete Dr. Mielke im Verlauf der Entwicklung für den von ihm verantworteten Bereich der Zeitschriftenproduktion zunächst den „Wirtschaft- und Steuerfachverlag Nordkirchen (WSN). In einem zweiten Schritt wurde dieser auf das inzwischen gegründete „IWW Institut für Wirtschaftspublizistik“ überführt, das seitdem als Einheit die Verlagsgeschäfte erfolgreich fortführt.